Der Fall hat seinerzeit großes Aufsehen erregt und es schien lange Zeit, als ob die Suche der Kriminalpoli­zei nach den Verbrechern ergebnislos bleiben sollte. Als aber einer der Täter nach Amerika auswandern und seine Beute in Sicherheit bringen wollte, wurde er in Bremen von der Kriminalpolizei gefaßt. ,, Und der Schafskopf", so meinte Otto, ,, hat mich dann ver­raten."

Otto war noch zwei- bis dreimal im Zuchthaus bis der jugendliche Wagemut sich bei ihm etwas verflüchtigt hatte. Er wandte sich danach einer ruhigeren, bürger­lichen Beschäftigung, wie er sie verstand, zu. Sie muß recht einträglich gewesen sein, denn er besaß in Frank­ furt mehrere Häuser, lebte auf großem Fuße und pfleg­te sich als reicher Herr aufzuspielen, der Autos besitzt, schöne Kurorte besucht, in den ersten Hotels wohnt und mit dem Gelde um sich wirft, als ob es Dreck sei. Die Quelle seines Wohlstandes waren zwei öffentliche Häuser in Frankfurt am Main . ,, Sie waren prachtvoll und modern eingerichtet, glaab mer's, Erich," ver­sicherte er mir in seinem gemütvollen pfälzischen Dia­lekt. ,, Sie hatten alle gesonderte Ein- und Ausgänge, damit der Herr Staatsanwalt nicht dem Herrn Rechts­anwalt begegnete, deswege habe sie mich auch alle re­spektiert." Er erzählte mir in allen Einzelheiten, wie er zu diesem einträglichen Geschäft gekommen war. Als er wieder einmal aus dem Zuchthause entlassen worden war, hat ihn eine elegante Halbweltdame, die gerade ihren Beschützer wechseln wollte, in einer Frankfurter Spelunke entdeckt. Otto war ein schlan­ker, hochgewachsener, sehniger Junge mit dunklem Haar und braunen Augen, einer von den Typen also, die auf blonde Bestien nicht ohne Eindruck bleiben. Die Dame lohnte ihn fürstlich. Materielle Nöte gab es.

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