nächsten Tage, 8 Uhr morgens, zur politischen Abtei­lung gehen wollte, um von der Erlaubnis Gebrauch zu machen, zwei wichtige geschäftliche Arbeiten zu er­ledigen, verlangte er, daß ich von dort eine Bescheini­gung über Zeit und Dauer meiner Beschäftigung mit­bringe. Als ich mich von Erdmann verabschiedete und die vom Blockältesten geforderte Bescheinigung er­bat, empfing ich eine Kostprobe von dem Umgangston, dessen sich höhere Lagerinstanzen im Verkehr mit den Blockfunktionären zu bedienen pflegten. Erdmann, ein offenkundiger Choleriker, fuhr mich mit rollenden Augen an: ,, Was will dieses Scheißhaus von Blockälte­stem! Eine Bescheinigung?! Von mir?! Wenn ich den Roßmann hierher bestelle, so muß es dem Arschloch genügen, wenn nicht, soll er selbst hierherkommen, damit ich ihm eine in die Fresse hauen kann. Bestel­len Sie ihm das! Diese Bande von Blockältesten und Stubenältesten wird überhaupt immer frecher, man sollte sie alle mal ordentlich durchprügeln, damit sie sich wieder erinnern, wer sie sind!" Natürlich habe ich mich gehütet, diese höfliche Botschaft meinem Block­ältesten wörtlich zu überbringen, denn ich weiß nicht, was mir sonst widerfahren wäre.

Inzwischen war ein Teil meiner Blockkameraden dem Arbeitseinsatzleiter vorgestellt worden. Mancher drängte sich nach der Arbeit, weil er in ihr Abwechslung er­hoffte, außerdem bekam er in diesem Augenblick Schuhe an die Füße, erhielt eine kleine Nahrungszulage, hatte Hoffnung auf etwas bessere Kleidung und kam durch Versetzung in einen anderen Block aus der Quaran­täne. Mir eilte es nicht. Ich besaß Erfahrungen mit dieser Arbeit aus den Jahren 1933. Außerdem hatte mich Hermann gewarnt und durch allerlei Manöver meine Beorderung zum Arbeitseinsatz verzögert. Gu­

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