führung mancher SS - Leute. Wiederholt haben mir Ka­meraden, namentlich ausländische, gesagt, sie seien während ihres jahrlangen Aufenthaltes von einem SS­Mann noch nie geschlagen worden, hätten hingegen die schlimmsten Mißhandlungen von deutschen Block­ältesten und Vorarbeitern zu erdulden gehabt. Was sollte man von Zuchthäuslern, von Zuhältern, denen die Lagerleitung vorzugsweise solche Positionen anver­traute, anderes erwarten? Von Hause aus rohe Natu­ren, fühlten sie sich in dieser Atmosphäre wohl. An­dere, die keine sicheren Hemmungen in sich trugen, liefen Gefahr, dem schauderhaften Milieu zu erliegen. So war in Block 51 der Blockälteste ein Berliner Zu­hälter. Er galt als unberechenbar, undurchsichtig, jäh­zornig und eitel. Alle diese Eigenschaften fand ich in den wenigen Tagen, die ich in diesem Block zubringen mußte, in dem Verhalten des Blockältesten bestätigt. Mir persönlich ist er nie zu nahe getreten. Um so mehr hatte ich Anlaß, über die Behandlung meiner Kame­raden ungehalten zu sein. In plötzlichen Anfällen von Jähzorn konnte er sich auf den Häftling stürzen, von dem er sich gereizt fühlte. Das geschah schon, wenn die von ihm geliebte Ruhe im Block nicht vollkommen war. Er hatte, wie alle feigen Naturen, Angst vor sei­nen Opfern. Unter einem nichtigen Vorwand nahm er eines Tages allen Häftlingen die Taschenmesser fort. Im Anschluß hieran veranstaltete er eine Leibesvisita­tion. Er suchte nach nicht abgegebenen Messern, nach Decken oder Überresten von solchen, die sich die Häft­linge zum Schutz gegen die Kälte um den Leib und um die Schuhe gebunden haben könnten. Bei einem frü­heren sächsischen Stadtverordneten, einem grundan­ständigen Kameraden, der den gegenwärtigen Krieg als Feldwebel mit Auszeichnungen mitgemacht hatte, fand

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