merte sich dieser jedoch wenig um seinen Block, er nahm am Morgen und Abend den Appell ab, kam be­stenfalls einmal täglich, oft auch nur ein- oder zwei­mal in der Woche selbst in den Block. Die Verantwor­tung für die Disziplin und die Ordnung im Block so­wie die Verantwortung gegenüber der Lagerleitung lag damit in den Händen des Blockältesten. Ihm war ein Blockschreiber zugesellt, der in der Regel im gleichen Flügel wohnte. Dem zweiten Flügel stand ein Stuben­ältester vor. Diese drei Funktionäre wurden in Sach­senhausen fast ausschließlich, eine Anzahl von Block­schreibern ausgenommen, den Reihen der Berufsver­brecher und Asozialen entnommen. Auch das dürfte für alle Konzentrationslager typisch gewesen sein. Selbst die Spitze dieses ganzen Systems, der Lageräl­teste und sein Stellvertreter, die beide ungewöhnlich weitgehende Befugnisse hatten und die unmittelbaren Gehilfen des Lagerkommandanten waren, ging gleich­falls aus den Reihen der Berufsverbrecher hervor. Die Machtbefugnisse dieser Leute gegenüber ihren Kame­raden war beinahe unbegrenzt. Sie mußten nach den strengen Weisungen und barbarischen Grundsätzen der Lagerleitung arbeiten, die ihrerseits die Direktiven von der obersten SS- Führung empfing. Wenn sie sich be­haupten wollten, so ging es ohne Rücksichtslosigkeit, ohne Brutalität und ohne Mißẞhandlungen nicht ab. Natürlich gab es Unterschiede, die sich aus der Veran­lagung des einzelnen Block- und Stubenältesten erga­ben. Mancher war darunter, der nicht vergessen hatte, was er den Gesetzen der Menschlichkeit schuldig war. Viele jedoch waren verbrecherische Naturen. Sie gerie­ten bei der Ausübung ihrer Funktionen in eine Hem­mungslosigkeit und Unbeherrschtheit, die für die Häft­linge schlimmere Folgen haben konnten, als die Auf­

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