KAPITEL 6
Die Selbstverwaltung der Häftlinge Vorteile der Blockfunktionäre
Die Verwaltung eines so großen Lagers mit der gewaltigen Zahl angeschlossener Betriebe und Kommandos wirtschaftlichen Charakters erforderte natürlich eine erhebliche Zahl von qualifizierten Menschen, die fähig waren, verantwortliche Funktionen aller Art vorzunehmen. Häftlinge, die diesen Anforderungen entsprachen, waren in ausreichender Zahl vorhanden. Sie wurden in Sachsenhausen, wie wohl in allen anderen Lagern auch in die Funktionen von Betriebs-, Abteilungsleitern, Kassenvorstehern, Material- und Effektenverwaltern, Büroleitern und ähnlichem eingesetzt. Im Krankenrevier waren ebenfalls Häftlinge tätig, die selbst Ärzte waren. Sprachkundige verwendete man als Dolmetscher, qualifizierte oder wenigstens brauchbare Arbeiter als Vorarbeiter. Nominell lag aber die Führung und Verantwortung stets bei irgendeinem SS - Angehörigen. So wurde das Revier von einem Lagerarzt geführt oder von seinem Stellvertreter, die beide zugleich gehobene SS - Führer waren.
Die große Masse der Häftlinge kam mit diesen solcherart aus ihren Reihen herausgehobenen Funktionären im allgemeinen nur wenig in Berührung, dagegen war für sie die Besetzung der Funktionärstellen im Block selbst viel wichtiger. Mit den Trägern dieser Stellen lebten sie täglich und stündlich zusammen. Es waren zwar ihre Kameraden, zugleich aber auch ihre Vorgesetzten, denen sie in jeder Beziehung nachgeordnet waren. Formell war der Blockleiter immer ein SS- Mann, meist ein Schar- oder Unterscharführer. Praktisch küm
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