des Institut de France , Professoren der Sorbonne, ehe­malige Staatspräsidenten, Minister und hohe Richter neben russischen Generälen, deutschen Gelehrten, Bank- und Industriedirektoren und braven Arbeitern, aber auch Zuchthäusler und Asoziale befanden sich darunter. Nur sechstausend waren von den rund vier­zigtausend Häftlingen Reichsdeutsche. Ein großes Kontingent stellten die östlichen Völker: Polen , Rus­sen, Ukrainer , Serben. Es waren Zivilarbeiter und Kriegsgefangene, die aus den verschiedensten Gründen ins Konzentrationslager verbracht worden waren, sei es, daß sie wilden Urlaub genommen, sich an einer kleinen Schiebung beteiligt, an deutschen Frauen und an deutschem Eigentum vergriffen, oder durch diszi­plinwidriges Verhalten den Unwillen auf sich gezogen hatten. Viele von ihnen waren natürlich auch aus po­litischen Gründen inhaftiert, namentlich Polen , die sich der deutschen Besatzungsmacht widersetzt oder am Warschauer Aufstand beteiligt hatten. Neben den öst­lichen Völkern waren vor allem die Norweger , Hollän­der und Belgier und in geringerem Umfange auch die Dänen vertreten. In der letzten Zeit hatte das Lager einen starken Zuwachs aus Frankreich erfahren, wo nicht nur die Lager infolge des Vormarsches der Alli­ierten geräumt worden waren, sondern auch aus den Kreisen der wachsenden Widerstandsbewegung eine immer größer werdende Zahl von Häftlingen ein­

strömte.

Eines Tages wurde ich im Hofe eines Sonderlagers Zeuge einer unmenschlichen Barbarei, die an solchen französischen Häftlingen begangen wurde. An dem Septembermorgen, an dem ich meine Beobachtungen machte, war es bitter kalt, die Häftlinge waren nur notdürftig gekleidet. Barfuß, zitternd, dicht aufge­

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