und zerstörten jetzt die Stadt, die die Deutschen groß­mütig unversehrt gelassen hätten. Wenn sie einander aufgefressen, sei unsere Zeit wieder gekommen. Kurz nach zehn Uhr standen wir vor dem Tore, über dem die Inschrift steht: Konzentrationslager Sachsenhausen.

KAPITEL 4

Schutzhäftling Nr. 93 909

Sachsenhausen bei Oranienburg gehörte neben Bu­ chenwald und Dachau zu den ältesten und berüchtigt­sten Konzentrationslagern in Deutschland . 1933 hatte die Naziregierung ein provisorisches Lager in einer Brauerei in Oranienburg errichtet. Über die Zustände, die damals in diesem Lager herrschten, hat mein frü­herer Fraktionskollege Gerhard Seeger nach seiner ge­lungenen Flucht ins Ausland eine Broschüre veröffent­licht, deren Inhalt das Gewissen der Welt zum ersten Male aufgerüttelt hat. Später wurde dieses Lager nach Sachsenhausen verlegt, wo durch Ausrodung einer aus­gedehnten Waldfläche der erforderliche Platz geschaf­fen worden war. Er war landschaftlich reizlos und paẞte in seiner nüchternen Kulturlosigkeit zu dem Schicksal, das dort im Laufe der Jahre mehr als 100 000 Menschen bereitet worden ist.

Vor dem Tore des Lagers und um die Lagermauer her­um sah es ganz freundlich aus. In hübschen Anlagen standen die für die SS - Bonzen errichteten netten Ein­und Zweifamilienhäuser, die Baracken der SS - Mann­schaften und die Baracken mit den Geschäftszimmern

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