der politischen Abteilung und der Kriminalstelle. Et­was abseits, aber noch im Zuge der niedlichen Bonzen­villen, standen außerhalb der Lagermauer zwei bis drei einfache Holzhäuser, in denen nach einer unter den Häftlingen verbreiteten Meinung mein alter Freund Dr. Breitscheid, ferner der frühere österreichische Bun­deskanzler Dr. Schuschnigg , und der tapfere Pastor Niemöller mit ihren Familien als ,, Ehrenhäftlinge Hit­lers" wohnen sollten. Das war keine reine Sage. Nie­möller mag wohl vorübergehend dort untergebracht gewesen sein. Aus den Kreisen der Bekenntnischristen, zu denen ich in Berlin Verbindung hatte, wußte ich jedoch, daß er längst nach Dachau verschleppt worden war. Auch für Schuschnigg mag ein kurzer Aufenthalt zutreffen. Bei Breitscheid hatte ich allen Grund zu der Annahme, daß er sich in Sachsenhausen befand. Der frühere Reichsfinanzminster Dr. Dietrich hatte mir zu Beginn des Jahres 1942 berichtet, daß Breitscheid 1940 in Paris mit Hilferding zusammen nach dem Einmarsch der deutschen Truppen verhaftet worden war. Hilfer­ ding verübte auf dem Transport nach Deutschland an­geblich Selbstmord. Gegen Breitscheid wurde eine Un­tersuchung wegen Hoch- und Landesverrats eingeleitet, die aber ergebnislos verlief. Es konnte ihm nicht nach­gewiesen werden, daß er während seiner Pariser Emi­grantenzeit gegen die Interessen seines Vaterlandes ge­handelt hätte. Infolge dieses Ergebnisses soll Hitler Breitscheid großmütig ,, Ehrenschutzhaft" im Konzen­trationslager zugebilligt haben. Dr. Dietrich sammelte damals für ihn eine Reihe von Gegenständen, deren er zur Führung eines kleinen Haushalts bedurfte. Mir fiel die Beschaffung eines elektrischen Kochappara­tes und einer kleinen Bücherei zu. Mit Genehmigung der Gestapo wurden die gesammelten Gegenstände von

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