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Ist es heute nicht auch schwer, das Deutschtum zu verteidigen? Gleicht nicht unser Schicksal gegenwärtig in vieler Beziehung dem der Juden? Droht der Welt nicht die Gefahr, Opfer eines Antisemitismus mit umgekehrten Vorzeichen zu werden? Aber wir Deutschen dürfen selbst nie vergessen: Die Schandtaten, die man im Talmud oder in den ,, Weisen von Zion " vergeblich gesucht oder nur mit Hilfe grober Fälschungen entdeckt hat, die haben der Verleger Fritsch, Rosenberg, Goebbels und Streicher geistig vorbereitet und Hitler und Himmler haben sie in grauenvoller Weise in Vernichtungslagern an den Juden praktiziert.„, Der Jude wird verbrannt!" Dies oft gedankenlos hingewor-. fene Wort im Dritten Reich war es entsetzliche Wirklichkeit geworden. Das Wort riecht nach Mittelalter und Hexenprozessen. Das Mittelalter war aber viel besser als sein Ruf, und die Hexenprozesse sind im Dritten Reich millionenfach übertrumpft worden. Die Leichtgläubigkeit, mit der weiteste Kreise des deutschen Volkes die Schwindeleien raffinierter Betrüger hinnahmen, die alles Unheil auf die Wirksamkeit des Judentums zurückführten, glich dem mittelalterlichen Hexenglauben und-wahn wie ein Ei dem anderen. Die Folgen einer systematischen, zwölfjährigen Hetze und die Vernichtung aller Voraussetzungen selbständigen Denkens offenbarten sich da in einer erschreckenden Weise. Man braucht kein Philosemit zu sein, aber der Antisemitismus ist ein geistiger Rubikon, nach dessen Überschreiten uns die Barbarei angrinst, die Seele und Gesicht des Menschen so verändert, daß der Bruder den Bruder nicht mehr erkennt.
,, Keine Umgebung, selbst die gemeinste nicht", hatte ich in den Wahlverwandtschaften gelesen ,,, soll in uns das Gefühl des Göttlichen stören, das uns überall hin
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