sels ans Ohr dringt. Da wurden nun Menschen von an­deren Menschen, die Gewalt über sie erlangt hatten, wie wilde Tiere in einen Käfig gesperrt und von der Außenwelt abgeschlossen. Und warum? Hatten sie ge­mordet, hatten sie gestohlen? Waren sie ihren Mitmen­schen zu nahe getreten in Rede und Handlung? Nichts von alledem. Jeder von ihnen hatte nur auf seine Weise und nach seiner Überzeugung innerhalb des Volkes ge­wirkt, zu dem er gehörte. Dazu ist jeder verpflichtet, wenn das Leben überhaupt einen Sinn haben soll. Mochte der einzelne auch geirrt haben, sein Ziel we­nigstens war immer das Gute gewesen. Das Gute nicht für sich, sondern für andere. Daß sein Wollen rein war, dafür trug er die Verantwortung vor dem Ewigen. So war es bei mir, so beim Kommunisten und gleicher­maßen beim Katholiken. Das Göttliche war in allen und drängte nach Ausdruck, auch wenn sich der ein­zelne dessen nicht immer bewußt war. Wie aus weiter Ferne drang das Geräusch des Alexanderplatzes an un­ser Ohr, unendlich langsam verstrich die Zeit. Hie und da hörte man die Schläge einer Turmuhr; wie eine Ewigkeit dünkte die Folge von Viertelstunde zu Vier­telstunde. In der Frühe war es frisch, aber mit dem fortschreitenden Tage drang die Gluthitze des August in unseren Raum und lähmte Geist und Körper.

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