KAPITEL 2

Meine Verhaftung- Im Alex

In Berlin machte einmal eine kleine Erzählung die Runde, deren Pointe einem schweizerischen Diploma­ten zugeschrieben wurde. Dieser war von Himmler zu einem Diner geladen, in dessen Verlaufe der Hausherr mit dem Gaste aus Bern in eine angeregte Unterhaltung über deutsche und schweizerische Lebensgewohnheiten geriet. Dabei äußerte Himmler die verblüffende Mei­nung, daß nennenswerte Unterschiede in den Lebens­gewohnheiten der beiden Völker, wenigstens soweit der deutschsprechende Teil in der Schweiz in Betracht komme, überhaupt nicht beständen. Doch der kluge Schweizer schüttelte den Kopf und erklärte, es sei ein gewaltiger Unterschied. Auf die Frage, worin denn die­ser bestehe, erhielt Himmler zur Antwort: Wenn es bei mir in Bern morgens zwischen 6 und 7 Uhr an der Korridortüre klingelt, dann weiß ich, daß nur mein Bäckerbub draußen steht." Diese witzige Geschichte schoß mir durch den Kopf, als ich am Freitag, dem 25. August, zwischen 6 und 7 Uhr morgens durch hef­tiges Klopfen an meiner Korridortüre geweckt wurde. Ich öffnete vorsichtig die Tür. Kein Bäckerbub, wohl aber zwei Menschenfänger der Gestapo standen vor mir und erklärten, mich festnehmen zu müssen. Auf meine Frage nach dem Grunde der Festnahme entgeg­neten mir die Sbirren der Gestapo , sie wüßten ihn nicht; wahrscheinlich hätte ich früher ein öffentliches Amt oder Mandat bekleidet. Aus dem Benehmen der beiden Beamten schloß ich, daß sie nicht zum Stamm­personal der Gestapo gehörten. Tatsächlich waren es alte Kriminalbeamte, die zu Hilfsdiensten bei ihr ab­

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