ausländischen Funkberichten und den Feststellungen der englischen und amerikanischen Parlamentskom­missionen zurück. Ich will dagegen nur berichten, was ich selbst erlebt und mit eigenen Augen gesehen habe.

Nach dem 20. Juli war es ein Gebot der Vorsicht, sich einige Wochen von Berlin zu entfernen. Ich begab mich deshalb in ein kleines süddeutsches Dorf, wohin meine Familie evakuiert worden war. Dort wollte ich den weiteren Ablauf der Ereignisse abwarten. Geschäftliche Verpflichtungen riefen mich jedoch in der zweiten Augusthälfte 1944 nach Berlin zurück. Als ich in der Reichshauptstadt eintraf, war die abscheuliche Justiz­komödie, die man gegen Witzleben und seine Mitver­schworenen vor dem sogenannten Volksgerichtshof un­ter der Regie des erbärmlichen Freisler vollführt hatte, schon zu Ende und die Galgenknechte Himmlers hat­ten ihr trauriges Werk vollbracht. Der Prozeß gegen die Politiker, die an der Verschwörung beteiligt wa­ren, stand bevor. Zum ersten Male erfuhr ich, daß auch Sozialdemokraten zu diesem Kreise gehörten. Der frü­here hessische Innenminister Leuschner, dessen Name genannt wurde, hielt sich in Berlin versteckt. Man sam­melte Lebensmittelkarten für ihn, woran ich mich be­teiligte. Die Hoffnung, ihn in Berlin sicher zu wissen, hat sich leider nicht bestätigt, den Spürhunden der Gestapo gelang es, ihn aufzufinden.

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