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wie eine schwere Operation. Wenn keine Sozis mehr da sind, die einen Dolchstoß machen," erklärte mir ein alter Bauer, ,, dann müssen ihn eben Generalfeldmar­schälle machen, aber gemacht werden muß er." Hitler selbst hat dieses Notwehrrecht mit folgenden Worten an­erkannt: ,, Staatsautorität als Selbstzweck kann es nicht geben, da in diesem Falle jede Tyrannei auf dieser Welt unangreifbar und geheiligt wäre. Wenn durch die Hilfs­mittel der Regierungsgewalt ein Volkstum dem Unter­gang entgegengeführt wird, dann ist die Rebellion eines jeden Angehörigen eines solchen Volkes nicht nur Recht, sondern Pflicht."( Mein Kampf 447. Auf­lage, Seite 104).

Ich will keine Geschichte des 20. Juli und der diesem Tag folgenden dramatischen Wochen schreiben, sondern nur mein persönliches Schicksal schildern, soweit es mit den Vorgängen nach dem Attentat in Verbindung steht. Für eine größere Öffentlichkeit wäre das ohne Interesse, wenn es sich nicht mit dem Schicksal von Zehntausenden meiner Gefährten deckte. Was ich er­lebt habe, ist nicht so aufregend wie die Berichte, die vom Londoner und Luxemburger Rundfunk dem deut­schen Volke über die Zustände in den Konzentrations­lagern vermittelt worden sind. Die Wahrheit dieser Angaben wird von mir jedoch nicht angezweifelt. Sie gründen sich offenbar auf den Zustand, in welchem sich die Lager unmittelbar vor dem Eintreffen engli­scher, amerikanischer oder russischer Truppen befan­den und auf die Zeugnisse von Insassen, die mehr er­lebt und gesehen haben als ich. Mir selbst haben Ka­meraden, die mehrere Jahre in den verschiedensten Konzentrationslagern zubringen mußten, Schilderun­gen gegeben, bei denen mir das Blut in den Adern stockte. Ihre Aussagen blieben in nichts hinter den

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