gestalten und in die Hände deutscher Menschen zu le­gen. Es wäre dem deutschen Volke sowohl, als auch seinen Kriegsgegnern, unendlich viel Leid erspart geblieben, Milliardenwerte würden vor der Vernich­tung bewahrt worden sein, wenn der Versuch geglückt wäre. Die bedingungslose Kapitulation, die Besetzung Deutschlands durch fremde Militärmächte und einen harten Frieden hätten freilich auch die Männer des 20. Juli nicht mehr verhindern können. Der Krieg hatte bereits zu lange gedauert, und zu viele Länder und Völker des Erdballs waren schon vom Kriegsun­heil erfaßt. Aber das von Hitler heraufbeschworene Unvermeidliche würde sich, angesichts einer ernsten Selbstwehr Deutschlands gegen die Fortsetzung des nazistischen Wahnsinns, in milderen und erträgliche­ren Formen vollzogen haben als im Mai 1945.

Die Erkenntnis, daß es in Deutschland noch Männer gab, die bereit waren, ihr Leben gegen den National­sozialismus aufs Spiel zu setzen, ist dennoch nicht ohne tiefe Wirkung auf das Ausland geblieben. Das deut­sche Volk hat daher allen Anlaß, den von ihresgleichen schamlos preisgegebenen, von den Mördern des Systems qualvoll zu Tode gemarterten Patrioten des 20. Juli 1944 einen Ehrenplatz in seiner Geschichte einzuräu­men. Die Goebbels- Propaganda hat nachträglich den kläglichen Versuch gemacht, die Vorgänge des 20. Juli als den ,, Verrat" hinzustellen, auf dessen Konto alles folgende Unheil abgewälzt werden sollte. Diese Dolchstoẞlegende litt aber an noch schwereren Feh­lern als die alte. Sie wurde schon durch die offizielle Bagatellisierung der Revolte und die Großsprechereien widerlegt, mit denen das Hitlerregime den Krieg fort­setzte. Im übrigen gibt es im Leben eines Volkes Si­tuationen, in denen der Dolchstoẞ so notwendig wird

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