aber ich fürchte, sie werden ihn erschießen." Die Mör­derbande hat ihm die ehrliche Kugel nicht gegönnt. Sie haben ihn an den Galgen geschleppt, seine mutige Frau verhaftet und seine geliebten Kinder verschleppt. Leber war in irgendeiner Form, die noch der Aufklä­rung bedarf, an den Vorbereitungen zum Sturze Hitlers beteiligt. Nähere Anhaltspunkte, in wieweit politische Kreise, namentlich solche meiner Partei, direkt an der Aktion beteiligt waren, fehlten zunächst. Den offiziel­len Mitteilungen über den Ablauf des Attentats, der Verhaftung und Selbstrichtung, die einige der Betei­ligten vollzogen, war zunächst nichts zu entnehmen. Es lag auf der Hand, daß die Bewegung viel weitere Kreise umfaßte, als nur ein halbes Dutzend ,, wegen Unfähigkeit kaltgestellter Ehrgeizlinge", wie die offi­zielle Propaganda glauben machen wollte. Ich war mir auch bewußt, daß nach dem Miẞlingen des Planes alle oppositionellen Elemente in höchster Gefahr schweb­ten. Die Lage war eine ganz andere, als nach dem At­tentat auf Hitler im November 1939 in München . Da­mals trugen die Ereignisse alle Merkmale einer geris­senen Mache, die Hitler in den Augen des Volkes als Opfer des englischen Geheimdienstes und im mysti­schen Glanze eines Lieblings der Vorsehung erschei­nen lassen sollte. Einer solchen Wirkung zuliebe konnte ruhig auch das Leben von ein paar Dutzend einfachen Parteigenossen geopfert werden. In diesen Dingen war Himmler großzügig. Diesmal aber war es bitterer Ernst. Mit knapper Not entging der Despot dem Tode. Den Auguren wankte der Boden unter den Füßen, wie Goebbels in einem Anfall von Wahrheitsliebe be­kannte.

Die Revolte vom 20. Juli war der letzte Versuch, das fernere Schicksal Deutschlands von innen heraus zu

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