rer, ich glaube, es war Heydrich selbst, hatte ihm bei seiner Entlassung erklärt:, Leute wie Sie sollte man nicht freilassen, sondern totschießen. Aber wir tun es nicht. Wahrscheinlich wird es sich eines Tages rä­chen." Leber ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Ein unbändiger Haß gegen das Nazisystem hatte ihn nach seiner Heimkehr erfaßt, die er seiner nimmermüden tapferen Frau verdankte.

Eine leidenschaftliche politische Aktivität saẞ ihm im Blute, ein Hang zur Konspiration gegen das System trieb ihn. Seine militärische Vergangenheit sicherte ihm die Verbindung zu hohen militärischen Befehls­stellen, aus denen er eine intime Kenntnis der Vor­gänge in der militärischen Führung und in der politi­schen Sphäre schöpfte. In gewissen Zeitabständen tra­fen wir uns in Gemeinschaft von zwei bis drei Gesin­nungsfreunden in einem Berliner Lokal und schöpften Mut aus seinem Optimismus, auch wenn die anderen ihn nicht immer teilen konnten. Mehrfach winkte ihm das Schicksal, das ihn zuletzt ereilt hat. Am Rande war er auch schon in die Affäre Harnack verwickelt, die 1942 mit der Hinrichtung tapferer Antifaschisten liquidiert worden war. In den letzten Jahren neigte er zu einem engsten politischen Zusammengehen mit Sowjetrußland. Er warnte uns oft, bestimmte Namen auch nur auszusprechen, da es genügen könnte, unsere Verhaftung zu veranlassen. Für sich selbst schlug er jede Warnung in den Wind. Er wußte, daß er mit sei­nem Kopfe spielte und hat es mir gegenüber mehr­fach ausgesprochen. In Sachsenhausen hörte ich von seinem Geschäftsteilhaber, daß er vom Sonderdienst verhaftet und in ein Sonderlager gebracht worden sei. ,, Die Torturen, denen er dort ausgesetzt ist, wird er aushalten," meinte Grille ,,, denn er ist hart wie Eisen;

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