und etwas grobschlächtig im Äußeren war er mit einem weichen und großen Herzen in der breiten Brust und mit einer Seele beschenkt, die zartesten Regungen und Empfindungen auf allen Gebieten zugänglich war, die das Leben des Menschen lebenswert machen. Er hatte die Dorfschule besucht und dann den Kaufmannsberuf erlernt. Seinem beweglichen Geiste genügte das jedoch nicht. Statt sich als Angestellter irgendwo zu verdin­gen, besuchte er nach der Lehre noch die Oberreal­schule in Freiburg im Breisgau. Nach Beendigung des ersten Weltkrieges blieb er zunächst als Offizier bei der Reichswehr , aus der er aber anläßlich der Herab­setzung ihres Bestandes auf 100 000 Mann ausschied. Er ging zur Sozialdemokratie, promovierte 1920 in Freiburg und war seit 1921 Schriftleiter des ,, Lübecker Volksboten". Als Elsäßer hätte er es nach 1918 leicht gehabt, seinem Lebensweg, der so tragisch enden sollte, eine andere Wendung zu geben, aber er liebte Deutsch­ land , hing an seiner Kultur, seiner Kunst und Litera­tur und an seiner Geschichte. Es lebte viel soldatischer Geist in ihm und er wollte ein demokratisches und so­zialistisches Deutschland mit machtpolitischem Unter­bau. Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold war eine Schöpfung nach seinem Sinne. Nach einer Kundgebung, die er am 30. 1. 1933, am Tage von Hitlers Machter­greifung, in Lübeck abhielt, waren auf dem Heimwege ein paar Naziraudis, die ihn überfallen wollten, auf der Strecke geblieben. Notwehr lag vor. Tapfere Ka­meraden aus dem Reichsbanner wanderten in die Ge­fängnisse, viele Jahre lang. Leber selbst wurde vier Jahre in Konzentrationslagern festgehalten, die meiste Zeit verbrachte er in Sachsenhausen bei Oranienburg . Er ist furchtbar geschunden und gequält worden, aber seine harte Natur überstand alles. Ein höherer SS - Füh­

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