II. Das Konzentrationslager Sachsenhausen 1944

KAPITEL 1

Das Attentat vom 20. Juli und seine Auswirkung

Am 20. Juli 1944 wurde die Welt von der sensationel­len Nachricht überrascht, daß der Oberst von Stauffen­berg auf Hitler ein mißglücktes Attentat unternom­men hatte, wobei Stauffenberg im Auftrag einer aus­gedehnten Verschwörung handelte, die sich militärisch um den Generalfeldmarschall von Witzleben und poli­tisch um den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Dr. Goerdeler gruppierte. Mit einer innerpolitischen Explosion dieser Art hatte ich immer gerechnet. Durch politische Freunde, deren Beziehungen bis in die näch­ste Umgebung der Verschwörer reichten, war ich über die Stimmung in gewissen Kreisen hoher Militärs ziem­lich genau unterrichtet. Zu den Persönlichkeiten, de­nen solche Informationen zugänglich waren, gehörte mein Freund, Dr. Julius Leber. Wir waren 1924 gleich­zeitig in den Reichstag eingetreten. Obwohl nur sieben Jahre jünger als ich, gehörte Leber nicht zu der Ge­neration sozialdemokratischer Führer, die schon vor dem ersten Weltkrieg eine Rolle spielten. Er war bäuer­licher Herkunft und seine Wiege stand im Elsaß . Derb

89