Was nun? Man hatte mir Amt, Mandat und Wohnung ge­nommen, die Einkünfte und Ersparnisse beschlagnahmt. Die Schutzhaftkosten mußte ich mit zwei Reichsmark pro Tag bezahlen. Jeden zweiten Tag mußte ich mich bei der Polizei melden. Inzwischen war ich fünfzig Jahre alt geworden. Sollte ich ins Ausland gehen? Mög­lichkeiten hierzu waren mir geboten. Viele Freunde hatten es getan, aber sie handelten unter dem Zwang, nur so ihr Leben retten zu können. In dieser unmittel­baren Gefahr fühlte ich mich nicht. Ich beschloß, im Vaterland zu bleiben, den Faschismus mitzuerleben und alle seine Taten zu beobachten, bis zum Tage sei­nes Zusammenbruches, an dem ich zwölf Jahre hin­durch keine Minute gezweifelt habe.

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