Häftlinge waren, die von seiner Strafkammer wenige Tage zuvor zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt wor­den waren. Wer beschreibt aber das Erstaunen dieses Mannes, als er bemerkte, wie rührend diese ,, Verbre­cher" um sein persönliches Wohl besorgt waren. Jede Erleichterung, die innerhalb der Stube möglich war, wurde ihm gewährt. Er brauchte sein Bett nicht selber zu machen, man hielt seine Kleider und Stiefel in Ordnung, duldete nicht, daß er schwer trug und an­deres mehr. Wiederholt hat mir Landgerichtsrat F., der übrigens ein wackerer und tapferer Mann war, versi­chert, wie tief ihn diese menschliche Haltung der ein­fachen Kameraden in der Stube gerührt habe. Mit Holzzerkleinern, Steinklopfen, Walzenziehen, Stra­Benkehren strichen die Tage dahin. Meine Kluft wurde immer weiter, denn das Essen war, ohne direkt schlecht zu sein, sehr fettlos und häufig knapp, vor allem das Brot. Mit den Suppen mußten wir die Hakenkreuze zu Hunderten schlucken, die an Stelle der Nudeln und Sternchen darin herumschwammen. Das war eine wür­dige Verwendung der nationalen Symbole des Dritten Reiches , die es wahrscheinlich verdienten, in das ver­wandelt zu werden, was die menschliche Verdauung passiert.

Gegenseitige Besuche waren nicht erlaubt. Auch Be­suche von außerhalb wurden nur in den allerseltensten Fällen zugelassen. In den Unterhaltungen mußte man sehr vorsichtig sein. In jeder Stube befanden sich ein bis zwei Spitzel, die in der Regel kommunistisch ge­tarnt waren. Oft waren sie tatsächlich Mitglieder der KPD. gewesen. Die kommunistischen Kameraden, die wir aus der Gewerkschaftsbewegung oder den politi­schen Kämpfen kannten, machten uns selbst auf ver­dächtige Elemente aufmerksam. Mancher Häftling ist

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