dem Kasernenhof aufgeschichtet. Wir mußẞten die Steine aufschütten und später in die Schotterdecke des Hofes einwalzen. Mein guter Kamerad Fritz Ulrich aus Heilbronn , als Reichs- und Landtagsabgeordneter wohl die populärste Persönlichkeit des schwäbischen Unterlandes, der etwas schwerblütige Landtagsabge­ordnete Karl Ruggaber aus Schwenningen und ich wurden zu diesem Zwecke vor eine Straßenwalze gepannt, die wir über Schotter und Kies hinwegzu­ziehen hatten. Wir waren also regelrechte Zugtiere geworden. Diese Kommandos hatten bei aller Nichts­würdigkeit des Zweckes, den die Lagerleitung damit verfolgte, das Gute, daß wir Führer der württem­bergischen Sozialdemokratie auf Stunden ohne unmit­telbare Aufsicht zusammensein und unsere Zukunft besprechen konnten. Die sah bei den meisten von uns wenig rosig aus. Wir hatten daheim alle Familie und kleine oder in der Ausbildung begriffene Kinder. Die Ersparnisse waren beschlagnahmt, die Einkommens­quellen sämtlich verstopft. Müßig denn echte Arbeit war das Tun nicht, das man uns aufzwang- saßen wir hier. Außerdem mußten wir für jeden Tag, den wir hier zubrachten, zwei Reichsmark Schutzhaftkosten an die Staatskasse bezahlen. Fritz Ulrichs unversiegbarer Humor mußte uns oft genug aus trüben Gedanken reißen. Weniger gut fand sich Ruggaber mit den Quä­lereien ab. Sie nagten an seinem Herzen. Kaum ein Jahr nach der Entlassung war er, vorher ein Hüne von Gestalt, ein toter Mann. Meinen Freund Fritz in Heilbronn hat man 1944 im Zuge der ,, Aktion Gitter" noch einmal geholt. Diesmal nach Dachau . Dann hat ihm das Dritte Reich den einzigen Sohn genommen und das Heim zerstört. ,, Trotz Sonnenschein und Früh­lingswärme ist es kalt und dunkel in unseren Herzen

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