tenes Holz in Eimern in die Holzkammern tragen. Mein Freund Wilhelm Keil , früherer württembergi- scher Arbeitsminister und langjähriger Reichstagsab- geordneter, erhob eingehende schriftliche Vorstellun-

«gen bei Göring zugunsten Schumachers, wobei er auf

dessen. Verdienste um das Vaterland besonders auf- merksam machte. Diese Bemühungen blieben ebenso wie zahlreiche andere Versuche, die Leidenszeit dieses wertvollen Menschen abzukürzen, ohne Erfolg. Nach zehnjähriger Haft wurde Dr. Schumacher 1943 aus dem Lager Dachau entlassen. Erst Monate nach dem Zu- sammenbruch erfuhr ich, daß er noch einmal im Zuge der AktionGitter ins Lager wandern mußte, aber erfreulicherweise alle Qualen und Strapazen einer zehnjährigen Freiheitsberaubung überstanden hatte und in der Lage war, seine ungewöhnlichen Gaben in den Dienst des Wiederaufbaus der Sozialdemokrati- schen Partei in der westlichen Zone zu stellen.

Wenn wir auch zu regelmäßiger. Arbeit nicht einge- setzt wurden, so darf man sich das Leben in unserer Stube jedoch nicht als ein Idyll vorstellen. Der Entzug der Freiheit lastete schwer auf einem jeden. Demüti- gungen aller Art blieben uns nicht erspart. Wir waren eineBonzenstube und unsere Peiniger hatten es dar- um stets darauf abgesehen, die Stube im ganzen zu quälen oder einzelne von uns besonders aufs Korn zu nehmen. So mochten die Betten noch so gut gemacht sein, dennoch wurde häufig eine Anzahl immer wieder eingerissen und mußte neu gebaut werden. Das wie- derholte sich nicht selten zwei- bis dreimal, bis das Beitenbauen Gnade vor dem SA-Gewaltigen gefunden hatte. Verirrte sich ein kurzes Strohhälmchen einmal: in eine Ritze des Fußbodens, ohne daß es der Stuben- dienst bemerkte, dann wurden sämtliche Strohsäcke,

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