Bei der SA , die die Häftlinge im Lager quälte, befan­den sich ungwöhnlich rohe, brutale und manchmal ver­tierte Exemplare. Sie stellten gewissermaßen eine Mu­sterauslese preußischer Soldatenschinder dar. Es waren darunter auch manche, denen das Gefühl für Kame­radschaft, das sie sich im Weltkrieg erworben hatten, auch den Häftlingen gegenüber noch nicht ganz abhan­den gekommen war, doch bildeten sie die Ausnahmen. Der Kommandant des Lagers war ein einbeiniger, kriegs­beschädigter Major, namens Buck aus Stuttgart - Deger­ loch , ein sturer, undurchsichtiger Geselle, der sich der unmittelbaren Berührung mit den Häftlingen nach Möglichkeit entzog. Unter seinem Kommando verlief das Lagerleben in streng militärischer Form. Um fünf Uhr morgens wurde geweckt, nach einer Stunde muẞ­ten das Waschen, das bei jeder Witterung auf dem Ka­sernenhof zu erfolgen hatte, das Ordnen der Betten, die Säuberung der Stube, das Einholen des Kaffees aus der Lagerküche und der gemeinschaftliche Gang nach der Toilette erledigt sein. Alles ging im Eiltempo vor sich. Es gab drei Stufen von Häftlingen. Der ersten Stufe waren nur sozialdemokratische und kommuni­stische Funktionäre zugeteilt. Sie hatten im allgemei­nen zunächst keine Aussicht auf Entlassung. Eine regelmäßige Arbeit wurde ihnen nicht zugewiesen. Zur Stufe zwei zählte die Masse der Häftlinge und solche, die sich nach Ansicht der Lagerleitung gebessert hat­ten und die deshalb aus der Stufe eins in die Stufe zwei versetzt worden waren. Sie wurden regelmäßig be­schäftigt, zum Teil allerdings mit sehr schweren Ar­beiten. In der Stufe drei befanden sich die Häftlinge, die Aussicht hatten, bald entlassen zu werden, die im übrigen aber genau so behandelt wurden wie die An­gehörigen der Stufe zwei. Da die Stufen getrennt von­

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