und

verständlich. Die Kommunisten hatten unter sich ver­einbart, sich von einem SA- Banditen nicht gegen uns miẞbrauchen zu lassen. Nur ein einziges Subjekt brachte es fertig, einige Worte zu stammeln; sie blie­ben ihm aber im Munde stecken, als er die verächtli­chen Blicke gewahrte, die sich auf ihn richteten. Nach dieser Prozedur, die etwa zwei Stunden gedauert haben mochte, wurden wir in eine Dachkammer ge­führt und mit dem Gesicht gegen die Wand gestellt. So mußten wir eine Stunde stehen. Während dieser Zeit stießen hinter unserem Rücken zwei SA- Leute dauernd heftige Drohungen gegen uns aus, sprachen vom Erschießen und pochten auf ihre Revolvertaschen. Sie wollten offenbar Nervenzusammenbrüche Bitten um Schonung hervorrufen. Ihr Bemühen war ohne Erfolg. Nach einer kurzen Aufnahme der Per­sonalien wurde ich mit einem Tritt in den Raum ge­stoßen, der mir zugewiesen war. Das Päckchen, das meine Habseligkeiten aus dem Polizeigefängnis Stutt­ gart enthielt, wurde in aufgelöstem Zustande hinten­dreingeworfen. Jeder von uns dreien kam in ein an­deres Zimmer. Meines war mit dreißig Mann belegt, darunter zwei Sozialdemokraten. Doch ich sah manch alten Freund aus der Zeit vor der Spaltung der Arbei­terschaft wieder. Es war inzwischen 8 Uhr abends ge­worden. Seit vierzehn Stunden war ich auf den Beinen. Durchnäßt, von oben bis unten beschmutzt, zitternd vor Kälte und Hunger saß ich im Dämmerschein in der nüchternen Stube. Seit sechsundzwanzig Stunden war keine Mahlzeit verabreicht worden. Hier war das Nachtessen schon vorüber. Einen Augenblick wollten meine Nerven versagen. Ich war am Zusammenbre­chen. Als die kommunistischen Kameraden es bemerk­ten, nahmen sie sich meiner mit rührender Fürsorge

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