zurück. Daß man mit uns etwas besonderes vorhatte, ahnten wir schon. Nach etwa einer Stunde wurden wir aus der Wachstube herausgerufen. Die gesamte SABewachungsmannschaft, etwa tausend Mann, war zu unserer Begrüßung angetreten und bildete auf dem etwa tausend Meter langen Wege zu den Quartieren Spalier. Der Durchgang mochte einen Meter breit sein. Der Landtagspräsident mußte vorangehen, ich folgte hinter ihm und zuletzt kam der Demokrat Fischer. Der Weg war durch tagelange Regenfälle aufgeweicht. Während des ganzen Marsches wurden wir von den SALeuten in der rüpelhaftesten Weise beschimpft, gestoBen und bespuckt. Gleichzeitig stampften die Burschen mit ihren Kommiẞstiefeln in den wässrigen, lehmigen Boden, so daß uns der Dreck von den Knöcheln bis ins Gesicht spritzte und kaum ein kleines Stück der Kleidung unbeschmutzt blieb. In dieser Stunde, die zu den schwersten meines Lebens zählt, hielt mich nur die Überzeugung aufrecht, daß ein solch entmenschtes Gesindel mit seinem Tun nur sich selbst beschmutze. Jeder von uns dreien, auch der Demokrat, hatte der Arbeiterschaft, der wir allesamt entstammten, treu und ohne persönliche Vorteile gedient. Die uns geschlagen, bespuckt, beschimpft und beschmutzt hatten, besaßen nicht einen Schimmer von dem Idealismus, der dazu gehörte, den harten Kampf für Freiheit, Recht und Menschenwürde zu führen und auf die Annehmlichkeiten eines bürgerlichen Daseins zu verzichten. Der Schmutz konnte unser Inneres nicht treffen.
Die kleinen Backsteinbaracken, etwa fünfzig an der Zahl und Bauten genannt, enthielten in der Regel vier Stuben. Es waren richtige Mannschaftszimmer. Zwei Betten standen immer übereinander. Die Belegung schwankte zwischen dreißig und vierzig Mann. Die
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