lichkeit ist Hindenburg bei aller jahrelang vorgetäuschten Loyalität gegenüber der Verfassung der Re publik und den sie tragenden Kräften eine ständige, stille Reserve der Reaktion gewesen, und zuletzt nicht der Retter, sondern einer der Verderber Deutschlands geworden. Wenn einmal ruhige Zeiten gekommen sein werden, und deutsche Historiker mit kritischem, aber objektivem Blick Archive und Memoiren wieder durchforschen dürfen, wird auch die Hindenburg - Legende aufgeklärt und ihr Held vermutlich als eine von der deutschen Phantasie erheblich verzeichnete Figur in der Geschichte erscheinen. Sicher ist der Anteil Ludendorffs, der bei aller Ablehnung seiner politischen Absonderheiten als militärischer Führer ungleich bedeutender war als sein Chef, an dem militärischen Ruhm des Feldmarschalls wesentlich stärker beteiligt gewesen, als man bisher im allgemeinen weiß. Ludendorff , Brüning und vor allem Gröner dürften manchen Beitrag zur Aufhellung der Hindenburglegende zu leisten haben. Gröner hat, wie ich bestimmt weiß, Lebenserinnerungen hinterlassen, die auf eine eigenartige Weise der Witwe des Generals entrissen wurden und entweder in die Hände der Gestapo oder des OKW. gefallen sind. Hoffentlich ist die Zweitschrift dieser Erinnerungen erhalten, die neben dem Original existierte. Von Gröner stammt das harte Wort: ,, Jetzt, wo er tot ist, darf man es sagen: Es hat kaum jemals einen treuloseren, hinterhältigeren Gesellen gegeben als diesen Mann." Mag in diesem Wort auch die Bitternis der letzten Erfahrungen mit Hindenburg nachzittern, das Gesicht des Mannes jedenfalls trug Züge, die zur Vorsicht mahnten. Der Präsident, dem das Wort zugeschrieben wird, die Treue sei das Mark der Ehre, ließ Brüning und sein Kabinett am 30. Mai 1932, wenige Wochen vor der
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