Vertrags eine vorurteilsfreie, nicht selten wohlwollend fördernde Haltung. Um so sinnloser waren die Tenden­zen des späteren Antikominternpaktes, hinter dessen weltanschaulichem Schleier sich die nackte Gier nach Gut und Land der Sowjetunion verbarg. Sie hat schlieẞ­lich Hitler- Deutschland zu dem verbrecherischen Über­fall auf Rußland verleitet, der die entscheidende Ur­sache seines Untergangs geworden ist. In beinahe maje­stätischer Ruhe und Zurückhaltung harrte Sowjetruẞ­land seiner Stunde. Sie schlug, als Hitler aus dem Völ­kerbund austrat und Rußland mit unerhörter politi­scher Elastizität die Lücke sofort ausfüllte. Abrüstungskonferenz und Reparationskonferenz wa­ren synchronisiert. Unter undurchsichtigen innerpoli­tischen Aspekten ging Deutschland nach Lausanne und Genf . Brüning hatte erkannt, daß er sich an beiden Or­ten um Vertrauen und Wirkung brachte, wenn er nicht im Geiste der Demokratie und der Friedensliebe der deutschen Linken auftrat. Dazu mußte er in der Hei­mat auch einen Rückhalt haben. Er fand ihn durch die Tolerierung seiner Regierung, die nur dem Zwang ent­sprang, der Außenpolitik bis auf weiteres den Vorrang vor der Innenpolitik zu lassen. Trotzdem wurde sie zum Ausgangspunkt innerpolitischer Intrigen der Reaktion, von denen Hindenburg in zunehmendem Maße um­sponnen wurde. Die Amtsperiode des Präsidenten lief im März 1932 ab. Die Erfolge, die sich in der Außen­politik ankündigten, sollten durch innenpolitische Be­lastungen nicht gefährdet werden. Darum wurde ver­sucht, die Amtszeit ohne Wahl zu verlängern, was miẞ­lang. Die Nationalsozialisten, die Deutschnationalen und der Stahlhelm, in der Habsburger Front vorüber­gehend politisch und persönlich einander näher ge­bracht, widersprachen, wobei ihre Sabotage weniger

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