land unter einen wachsenden Überdruck, dem das sichernde Ventil fehlte. Hier hätte die vollkommene Demokratie mit der unverhüllten Verantwortung der politischen und wirtschaftlichen Führung das wirksamste Regulativ sein können. Denn Demokratie bedeutet nicht, wie gehässige Feinde ihr nachsagen, Massen- oder Pöbelherrschaft, die zum Verfall, zur Anarchie, führt. Wir wissen auch, daß in modernen Staaten nicht die absolute Demokratie, bei der die Staatsangelegenheiten in der Versammlung des ganzen Volkes beraten und beschlossen werden, möglich ist. Die höchste Gewalt kann immer nur von einer Minderheit ausgeübt werden, die in der repräsentativen Demokratie in den Formen der Demokratie regiert. Sie ist damit Trägerin der höchsten Gewalt, in ihrer Tätigkeit jedoch einer ständigen Kontrolle der demokratischen Organe und der gesamten Öffentlichkeit unterworfen. Die Führung muß sich das Vertrauen, dem sie ihre Berufung in hohe Ämter verdankt, jeden Tag neu erwerben. Besitzen die Führenden das Vertrauen nicht mehr, so müssen sie weichen, auch wenn sie recht haben, aber im Kampfe um ihre bessere Erkenntnis unterlegen sind. In einem solchen Falle fällt die Verantwortung auf das Volk zurück, das die Folgen seiner Fehlentscheidung unmittelbar zu spüren bekommt. In dem ewigen Wechselspiel zwischen Führung und Geführten entsteht jene Atmosphäre, in der die Staatsbürger zu politischer Reife und staatsbürgerlichem Verantwortungsbewußtsein erzogen werden, die Fehlentscheidungen nach Möglichkeit verhüten. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungs- und Vereinigungsrecht, Freiheit der Wissenschaft und des Glaubens, sowie Schutz der Persönlichkeit vor administrativer Willkür sind unabdingbare Postulate dieser politi
23


