ten politischen Machtausübung zurückblieben. So ist die deutsche Sozialgesetzgebung, mit der man ihr den Wind aus den Segeln nehmen wollte, doch maßgebend von der Sozialdemokratie beeinflußt worden. Gleiche. Erfolge wurden sichtbar im kulturellen und wirtschaftlichen Sektor des Reiches, besonders als Ergebnis der Tätigkeit in den Parlamenten der Länder und in den Vertretungen der Gemeinden.
Mit dem Vormarsch der politischen Bewegung ging parallel ein ununterbrochener Aufstieg der freien Gewerkschaften. Ihre Tätigkeit war zwar weniger alarmierend und aufrüttelnd als das öffentliche Auftreten der sozialistischen Abgeordneten im Parlament, in ihrer Wirkung auf die von ihr vertretenen Arbeitergruppen dafür um so unmittelbarer und folgenschwerer. Hier standen sich Unternehmertum und Arbeiterschaft direkt gegenüber. Der Kampf ging um Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung. Jeder Erfolg, den die Gewerkschaften errangen, wirkte sich sofort zugunsten einer Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft aus; aber auch jeder Rückschlag war deprimierend und aufpeitschend zugleich. Hier war Krieg, hier war Klassenkampf! Seine Mittel waren Streik, Aussperrung und Maßregelung. Friede wurde im Tarifvertrag geschlossen, der kündbar war, weil das Wesen des Kapitalismus einen dauernden Arbeitsfrieden ausschloß. Auf den Gewerkschaftsführern lastete deshalb eine große Verantwortung. In den Kerngebieten des Kapitalismus, in seinen Generalstäben, waren darum auch die Gewerkschaften ungleich verhaẞter als die Sozialdemokratie, wie andererseits die Begriffe Scharfmacher und Großagrarier jederzeit eine Welle der Empörung in der organisierten Arbeiterschaft auslösen konnten. Staat und Wirtschaft gerieten in Deutsch
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