wicklung ist immer. Man kann die eine nicht machen und die andere nicht aufhalten. Wird es dennoch ver­sucht, so scheitert die erstere und die zweite mündet in eine revolutionäre Situation. Das klingt in der Theo­rie alles so einfach und war doch so schwer in der Pra­xis. Sozialismus ist nach Marx eine Verheißung, der nach den unabänderlichen Gesetzen der menschlichen Entwicklung die Erfüllung folgen muß. Das geht ihm so weit, daß er alle Exzesse, alle moralischen Ver­urteilungen, alle Superlative gegen die Träger des ka­ pitalistischen Systems als ideologische Fehlgriffe ab­lehnt, da sie den Kern der Sache nicht berühren. Im marxistischen Gedankengebäude an sich schlummert eine unerhörte Sachlichkeit, Objektivität und Leiden­schaftslosigkeit. Ihm sind die Repräsentanten des Ka­pitalismus nur Willensvollstrecker des Sinnes der Ge­schichte. Sie bedürfen zur Entwicklung ihres Systems der Freiheit auf allen Gebieten; denn ohne Freiheit gibt es in der Welt keine Entfaltung, keinen Fortschritt der Wissenschaft, der Technik, der Chemie, der all­gemeinen Volksbildung. Vor allem ist ohne Freiheit keine politische Macht denkbar. Alles dessen bedurfte aber der Kapitalismus . Darum kämpfte er in seiner Jugend gegen den feudalen Staat und dessen verstaubte Bürokratie. Seine Ansprüche an den Durchschnitt der Menschen waren höher als die der feudalen Zeit. Der Kapitalismus konnte seine Maschinen nicht von An­alphabeten bedienen lassen, seine Laboratorien und Kontore erforderten qualifizierte Menschen in wach­sender Zahl. Indem er in seinem Kampf mit dem Feu­dalismus, den er abzulösen hatte, die Voraussetzungen seiner Existenz und Entwicklung schuf, war er zugleich gezwungen, die Massen, die er nicht entbehren konnte, mit zu entwickeln. Der Kapitalismus wurde wider Wil­

18