hier in das geschlossene Bild des Alten hin und wieder ein Fremdkörper gedrängt, der von mangelnder Ach­tung vor der Überlieferung und von fehlender städte­baulicher Planung zeugt. Es sind die Früchte einer Er­neuerungssucht, die von der Mitte des 19. Jahrhunderts an die Menschen zu beherrschen beginnt und die zum Zerfall der gewachsenen Einheit und geschlossenen Ordnung geführt hat. Bis zur Gegenwart ist keiner an­deren Form ein längerer Bestand beschieden gewesen. Von dem starken Einbruch in eine seit Jahrhunderten in ihren Grundlagen unverändert gebliebene Schich­tung der Gesellschaft, sprechen die zahlreichen Schorn­steine, die wie Riesenfinger in den Himmel ragen. Denn wie der Rauch der Fabrikschlote die klare Atmosphäre über uns zersetzt, so zersprengten die Kräfte, die ihn emporbliesen, das Gefüge der alten bäuerlichen, hand­werklichen und kleinbürgerlichen Gemeinschaft. Am östlichen Ende der Stadt liegt der ehemals dörf­liche Friedhof der heutigen Vorstadt, die aber bis jetzt noch ihren vorwiegend bäuerlichen Charakter bewahrt hat. Dort ruhen die Eltern von ihren Werken und ihrer Arbeit aus, ganz so, wie der Psalmist es besingt. Noch in der alten Welt und ihren Vorstellungen aufgewach­sen, waren sie gleich tausenden anderen hineingerissen worden in den großen Strom, der die Grundmauern des Alten immer heftiger umbrandete. Die Mutter kam aus eines Webers Hause, das seine karge, aber stolze Selbständigkeit durch Jahrhunderte behauptet hatte. Des vaterlosen Vaters Begleiter war von frühester Ju­gend an die bitterste, kaum vorstellbare Armut. Nach fünfzehnjähriger Wanderschaft fand er bei seiner Rück­kehr in die Heimat sein Handwerk von der Maschine verdrängt. Widerwillig nur trat er den Gang durch das Fabriktor an. Zwar band ihn seine Beschäftigung an

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