KAPITEL 1
Sozialistische Jugendträume
Dieses Buch schreibe ich in der Heimat. Die Wege des Schicksals haben mich in ihren Schoß zurückgeführt und ich habe länger verweilt als jemals in den vier Jahrzehnten, seit ich sie verließ. Noch nie habe ich so stark empfunden, wie schön sie ist. Mitten im tiefsten Unglück quillt meine Liebe zu ihr aus meinem Herzen heißer empor, als in den Tagen der Jugend und des Glückes.
Ein Kranz bewaldeter Hügel umschließt in einem weiten Rahmen das Land meiner Väter. Von der Hohen Warte aus gesehen liegt tief unten vor mir die kleine Stadt. Ihr altertümlicher Kern, in der Talsohle dem Auge fast verborgen, lagert sich um zwei breite Gassen, die zum Marktplatz aufwärts führen. Von dort grüßt der prachtvolle Nordgiebel des schönen, spätgotischen Rathauses herauf. Noch höher empor ragt die hundert Jahre früher begonnene Kirche. Die Häuser sind meist schmal und anspruchslos und doch immer irgendwie selbstbewußt; nicht selten verraten sie in der architektonischen Gestaltung den Wohlstand und Geschmack der Erbauer. Aber wie anderswo hat sich auch
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