IM ,, PORZELLAN "

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sprechen kann, zu seinem Unglück durch eine gewisse Nach­lässigkeit mit beigetragen zu haben.

Später

Hochkonjunktur für Transporte und Parolen: sämtliche Deutsche sollen jetzt aus Dachau fortkommen; nur die Pfarrer bleiben angeblich hier und füllen die in den Kom­mandos entstehenden Lücken aus. Die SS- Menschenfänger kommen selbst in die Betriebe, um dort die Lassos auszu­werfen, und niemand rettet dich aus ihrer Hand. Armer Knabe Hiob ! Ja, ich muß mir den Vorwurf machen, daß ich die Gefahr, als er sie mir schilderte, nicht ernst genug nahm. Am Samstagabend kam er kreidebleich vom Kom­mando zurück und sagte mir, daß er wahrscheinlich am Sonntag zum Kretiner"-Transport ausgesucht werde. Ich versprach ihm, den Parolenmüller um seine Hilfe anzu­gehen, war aber zu bequem, um es noch am selben Abend zu tun. Am andern Morgen aber war er bereits ausgerückt, und in der Mittagspause wollte ich ihn nicht stören. Als ich ihn aber nachmittags endlich sprach, winkte er ab: es sei nichts mehr zu machen. Tatsächlich hatten es Hiobs Feinde dahin gebracht, daß er abgestellt worden war; glück­licherweise allerdings nicht zu einem Invalidentransport. Vielmehr sind gerade die Gesunden herausgesucht worden. Daß sie den Knaben Hiob trotz seines Rückgratbogens auch auslasen, war eine Schikane. Es ist ja bekannt, daß solche Transporte mit Vorliebe von den Stubenpaschas dazu miß­braucht werden, die sogenannten mißliebigen Elemente zu entfernen. So ist auch Pfarrer X, der voriges Jahr das schwere Verbrechen begangen hatte, Briefe mit Erfolg- durchzuschmuggeln, als einziger von den Geistlichen heraus­gerufen worden.

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Ich ließ jedoch die Flügel noch nicht hängen, sondern eilte zu Joos, dem stets Hilfsbereiten. Doch wußte auch er keinen Rat als den Trost, daß der Arzt das letzte Wort