IM ,, PORZELLAN "

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werde. In der Tat wurde ein Zivilist bald danach vor die Gestapo zitiert und schwer bedroht, weil der grüne Max ihn als Briefboten angegeben hatte ein Beruf, der direkt hinter den Stacheldraht führt. Er kam noch glimpflich weg, selbst wenn man erfährt, daß er zum 1. November ent­lassen wurde.

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Aber um nochmals zu jenem Wind zurückzukehren, der so manche Papiere durcheinander- und einen armen Schluk­ker hinausgewirbelt hat: das Gerücht von seinem Wüten in der Schleiferei verbreitete sich per Eilboten durch die ver­schiedenen Abteilungen bis hinauf zur Gipserei. Als dort Ochsenherz vernahm, es sei vor allem auf die ehrenwerten Schubladen abgesehen, erschrak er nicht wenig, denn die seinige barg illegale 60 Reichsmark wohin in der Eile mit den verflixten Scheinen? Rasch entschlossen ahmte er die Methode der Tintenfische nach: verwirren, verdunkeln! Er ergriff einen Haufen von Schnüren, verwirrte sie zu einem hoffnungslosen Knäuel und warf ihn in die Lade, hoffend, daß sich der Wirbel an dieser kleineren Unordnung verfangen, sich daran austoben und keine Zeit mehr finden werde, die große Unordnung zu bemerken. Und siehe, Ochsenherz hatte recht kalkuliert. Wie die Wünschelrute magnetisch nach dem Knopf der Lade griff und sie heraus­zog, erfaßte das Amtshaupt ein solcher Zorn über den Wirr­warr, der ihm entgegenstarrte, daß er das ganze Fach auf den Boden schleuderte und mit dem Donner auf den Lip­pen: ,, Ist das Ordnung?" zur nächsten Lade weiterschritt. Der Donner klang aber in Ochsenherzens Ohr wie der Sang eines Kanarienvogels, denn er zeigte ihm an, daß ihn die List gerettet hatte.

Am Dienstag nach dem Totensonntag gedanken­ Morgens predigte Pfarrer Walter aus Danzig reich und kraftvoll. Schade, daß nur wenige da waren. Ein

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