317 150 Mann in den Zug gesetzt worden ist mit unbekanntem Reiseziele.
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Die folternde Enge auf den Stuben wirkt sich immer mehr aus. Unsere Reizbarkeit nimmt peinigende Formen an, selbst auf dem Pfarrerblock. Es sind ja auch keine Heilige. Windgasse, der Evangelist, erzählt, daß es sogar schon ,, Keile" gegeben habe, der galligen Redensarten nicht zu gedenken. Er fährt zuweilen mit einer Mahnung dazwischen, etwa: ,, Achtung! Die Gemeinde hört mit!" oder: ,, die Liebe Christi dringt uns also!" Die Kämpfe spielen sich aber, erleichtert aufatmend stellt der Chronist dies fest, nicht zwischen, sondern innerhalb der Konfessionen ab. Das Verhältnis zwischen evangelisch und katholisch ist im Gegenteil so gut wie noch nie in der Kirchengeschichte. Man duldet sich nicht bloß, nein, man schart sich sogar zusammen um die Bibel hört! hört! Seit den Tagen der Reformation dürfte dies nicht vorgekommen sein. Allabendlich nämlich hält im Schlafraum ein Geistlicher vor dem Zubettgehen eine Andacht. Ist's ein lutherischer oder reformierter, dann hören die Katholiken nicht weniger zu als die Protestanten, ist's ein römischer, dann lauschen die Evangelischen nicht weniger aufmerksam als die Katholiken. Man hat nicht gehört, daß es bei diesem gemeinsamen Hören zu Streitigkeiten oder gar Raufereien gekommen sei. Was solch eine harte Faust vermag! Ist es nicht eigentlich beschämend, daß die Stapo kommen mußte, um das zu erreichen, was wir aus uns trotz der Herrnbitte nicht zuwege gebracht: ,, Ut omnes unum sint!" Keine Schützengrabenverbrüderung! Gewiß nicht! Gegen das Gewissen zu handeln ist nicht gut, selbst wenn es dem frömmsten Zweck dienen sollte! Aber das müßte wegweisend sein für die Zukunft, was in dem sich nicht in einer Kathedrale, sondern Schlafraum von Block 26 anbahnte, daß wir uns, statt einander zu verketzern, gemeinsam unter GOTTES WORT
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