zähle zur Zeit zu den gehobenen Ständen als Paket- empfänger. und Porzellanschreiber! Aber mein Thron wackelt bedenklich. Mehr als einmal fürchtete ich in der letzten Zeit; daß mir der Stuhl vor die Türe gesetzt werde. Doc will ich alles der Reihe nach erzählen; Gott gebe, daß mir dieser Bericht nicht selbst den Hals breche. Ein kleiner Tropfen kann den Topf zum Überlaufen bringen, und No- tizen machen— ist das ein kleiner Tropfen? Bei meinem Hang, mich selbst zu verraten und zu zerstören, bedarf es nur eines leichten Versehens, und mein Grab ist geschaufelt. Ließ ich doch gestern den Ordner, in welchen ich diese Blätter als in einem fast unauffindbaren Versteck vergrabe, offen liegen. Und wer stand am Pult, als ich zurückkehrte? Das Mannweib, das uns ohnehin nicht grün ist!—
Der lange Dünne ist nicht zurückgekehrt. Die Buch- haltung muß sich damit abfinden. Niemand findet es der Mühe wert, den Sklaven ein Sterbenswörtchen über den Verbleib des Mannes zu sagen, mit dem sie Jahr und Tag zusammenarbeiteten. Wir rätseln denn selber an der Hiero- glyphe herum, die uns so viel zu schaffen macht. Was führte die Katastrophe herbei? Ein offenkundiger Fehltritt oder Verleumdung? Wir sind geneigt, das letztere zu glauben und tippen auf den kurzen Dicken, den hält jedermann für einen falschen Fünfziger. Hat ihm der ein Bein gestellt? Eine unheimliche Gestalt, schien doch selbst sein Rücken bedeckt zu sein mit Augen wie beim Tier in der Offen- barung. Ihm durfte er nicht über den Weg trauen, und doch ließ er sich in seiner Gegenwart gehen, machte abfällige Bemerkungen über geheiligte Einrichtungen, bezeichnete sich im Scherz als zukünftigen Kommissar Stalins, ja tat eines Tages recht defaitistische Außerungen über das Ende des Krieges. Und sein intimes Verhältnis zu den Staatsfeinden, den Häftlingen! War vielleicht die Verschwörung abgehört worden? Hatten die Wände Ohren gehabt?


