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9. August 1944
Bopp ist noch immer nicht von seinem Urlaub zurück-
gekehrt. Die Kommandantur gab den Bescheid, er sei an einer eitrigen Halsentzündung erkrankt. Der reine Denker seht und sagt voraus:„Ihr werdet sehen, der kommt nie wieder!“ Die Hauptlast habe ich zu tragen. Zu meiner alten Arbeit muß ich auch noch die Rechnungen schreiben. Seit vier Tagen ist der Arbeitstag der SS um vier Stunden länger geworden. Aber obwohl der Umsatz bei unsern kriegs- notwendigen Pintschern, Dackeln, Bären und Malachowski- husaren auf die Hälfte zurückgegangen, müssen wir doppelt soviel arbeiten als zuvor. Weiß der Kuckuck wie das zu- gehen mag.’s ist halt kein Segen drin!—
Noch während ich dies schrieb, tat sich die Türe auf, und herein trat der kurze Dicke, den wir schon abgereist glaub- ten, und fast hätte er mich beim Schreiben überrascht. Na, er hat Koffer und Rucksack bei sich, so daß wir hoffen dürfen, er verschwinde im Laufe des Nachmittags. Zur Zeit hält er seinen kontrollierenden Blick auf die Zeitung geheftet. Der reine Denker, neugierig wie eine alte Frau, schlängelt sich an ihn heran, sieht ihm über die Achseln— das darf er sich als Buchhaltungscapo erlauben— da brummt ihm das Kontrollorgan schon das Neueste entgegen: u... Gehenkt sind sie...! Alle schon aufgeknüpft!“ Uns läuft ein Schauder den Rücken hinunter— gehenkt! Die Träger alter Namen, die besten Köpfe des Großen General- stabs! Gehenkt wie gemeine Verbrecher! Aber wohl, die Schande haftet nicht ihnen an, sondern ihren Henkern! Sie starben für ihr Vaterland so gut wie nur je ein Soldat es getan. Auf ihren Grabstein wird einst die Geschichte ein anderes Wort schreiben als„Verräter“.


