ZWEITAUSEND TAGE DACHAU
Arzneien und sonstigen Heilmitteln herrschte freilich ein
sehr empfindlicher Mangel, so daß vielen Patienten nicht geholfen werden konnte. Den Pragmatiker fand ich dort vor, der noch an den letzten Auswirkungen des Flecktyphus litt. Er verriet mir ein Geheimnis: der Direktor der Por- zellan-Manufaktur, welcher ihn seiner Tüchtigkeit wegen sehr schätzte, hatte Schritte zu seiner Entlassung getan, und er glaubte bald mit dieser rechnen zu dürfen. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Nur in ganz seltenen Fällen gab Himmler einen frei. Sollte der Porzellandirektor einen
solchen Einfluß haben? Auch Pfarrer Grüber nährte eine|
Ruhe. Kein Tag verging, ohne daß sie die ob solcher Zähig-
keit verzweifelnden Beamten in der Prinz-Albrecht-Straße nicht einmal an den Mann in Dachau erinnert hätte. Aber hatte nicht Himmler, Hitlers liebe Vorsehung, selbst sich seine Entlassung vorbehalten? Gewiß. Doch die wackere Frau, eine Berlinerin, Tochter des Dompredigers D. Virs, hatte auch da Rat geschaffen: es war ihr gelungen, einen hohen Herrenmenschen im Rang eines Gruppenführers an ihren Wagen zu spannen. Freilich war eine Gegenmine gelegt worden, so daß das Flämmlein wieder bedenklic
flackerte in mein von Freude und Schmerz gezeichnetes Ge-
sicht hinein. Aber nun war das Unglaubliche geschehen. Wahr geworden war, was er so oft gesungen und gesagt:
„Wann die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit Macht herein, um dein Grämen zu beschämen wird es unversehens sein.“
Freude empfand ich für den Freund, dem ich die Frei|
heit gönnte, Schmerz für uns Zurückgebliebene, die durch
unter hielt, seine bare
fülle
Bibel


