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BEIM KOMMANDO WÜULFERT 127
senkt wurden, die unsere Hühnerbüchsen nach Afrika be- förderten, oder für den Tommy, wenn sie beim Rückzug in dessen Hände fielen.| 8
Diese Nachtarbeit ging über meine Kraft. Mochte das Essen noch so fett und noch so schmackhaft sein, es fehlte der Appetit, da es uns mitten in der Nacht zur ungewohn- ten Zeit vorgesetzt wurde. Meine Füße begannen wieder zu schwellen. Ich war deswegen froh, als eine lange Pause eintrat, mochte diese auch einen traurigen Anlaß haben.
Eine Typhusepidemie brach aus, und für deren Dauer
wurde strenge Lagersperre verhängt, so daß wir nicht mehr
ausrücken durften. Sofort schlug das Pendel wieder nach
der entgegengesetzten Seite aus: Der Hunger meldete sich| doppelt empfindlich nach den Zeiten des üppigen Über-
flusses, die wir hinter uns hatten. Fast noch schlimmer traf
mich die geistige Entbehrung. Die Bücherei schloß ihre Tore
ebenfalls, so daß kein Buch mehr ausgeliehen wurde, gerade
jetzt, wo wir eine Menge Zeit gehabt hätten zum Lesen.
Nun machte ich aus der Not eine Tugend:„Wenn ich kein
Buch lesen kann, werde ich eines schreiben“; sprach’s und Mi: be begann auch gleich zu schreiben. Ich setzte mich hin und| fing an mit dem ersten Kapitel meiner Jugenderinnerungen, dem ich die verheißungsvolle Überschrift gab(in Anlehnung an den humoristischen Anfang von„David Copperfield“): „Ich bin geboren in der Gelbingergasse zu Schwäbisch-Hall zwischen Engelhard& Hornung“. Diesem Kapitel folgten neununddreißig weitere, doch wird es ihnen leider nicht vergönnt sein, die Welt der Lesenden in Atem zu halten, weil mir die Handschrift später abhanden gekommen ist, wovon noch traurig zu berichten sein wird.
Die Seuche raffte täglich Dutzende von uns dahin. Auch der Pragmatiker wurde von ihr ergriffen. Lange bangte uns um sein Leben. Wir hörten nichts mehr von ihm, wie
vom Erdboden verschwunden war er. Einmal hieß es so-


