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ALS ANFÄNGER IN DACHAU 87

fahren zu retten. Ich war erschüttert, als ich hörte, daß er etwa ein Jahr zuvor am Baum hatte hängen müssen, eine wahrhaft bestialische Strafe. Wenn solche Leute nicht ge- schont wurden! Als ich ihm zum ersten Male begegnete, war er just dabei, die Lagerbücherei aufzubauen. Mit un- ermüdlichem Eifer hat er sich dieser Sache angenommen, unzählige Sammlungen veranstaltet und Ratschläge ge- geben. Und wenn die Dachauer Bücherei allmählich zum stattlichen Bestand von 8ooo Bänden anwuchs, so hatte sie es hauptsächlich Dr. Mattheyka zu verdanken, der freilich von Dank nichts wissen wollte, so sehr es feststeht, daß die Bücherei vielen-Gestreiften eine Quelle der Erholung ge- worden ist.

Das nenne ich Stubenälteste; die wußten, für wen sie da waren, für ihre Mithäftlinge und nicht für die SS. Da war das Leben auf dem Block nicht doppelt, sondern halb so schwer. Sie hatten harte Zeiten hinter sich. Wenige Wochen zuvor waren sie von dem Lager Flossenbürg und Maut- hausen zurückgekommen. Dorthin hatte sie die unsichtbare

Faust von Dachau aus unerfindlichen Gründen verpflanzt. Beide Orte galten als ausgesprochene Vernichtungslager, wie denn Mauthausen allgemeinMordhausen hieß. Sie waren dort ihren Todfeinden ‚ausgeliefert, denn während Dachau die Domäne der Roten war, regierten an den neuen Orten die Grünen. Hei,.da ging es zu! Betrug, Mord und Totschlag! Der Steinbruch war einewahre Menschen- mühle. Aus der Tiefe heraus mußten zentnerschwere Steine endlose Stufen heraufgeschleppt werden, während die grü- nen Capos den Säumigen mit,Prügeln und Absätzen auf den Buckeln herumhantierten. Und abends, wenn sie auf die Blocks hundemüde zurückkehrten falls sie zurück- kehrten warteten wohl die blauen Kübel mit Suppe auf sie, doch nur, um oft genug voll wieder weggetragen zu