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ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

Wahrhaftig, nach sechs Jahren ist mir die Reimblüte so geläufig wie am ersten Tag, woraus selbst mittelmäßige Charakterologen ernste Rückschlüsse auf eine gewisse menschliche Leichtfertigkeit ziehen mögen, wenn sie Lust und Neigung dazu haben.

Als der Stubenälteste etwas vertrauter mit mir wurde auf Grund der anhaltenden Lieferung von Suppen und Brotüberresten, ließ er mich an seiner Vergangenheit teil­nehmen, von welcher er 16 Monate im KZ. zugebracht hatte. 16 Monate! Schwindelnd lange, schreckliche Zeit! Wie hatte er das nur aushalten können! Schlimm genug war auch, was er zu berichten wußte, und keineswegs dazu an­getan, zu einem längeren oder kürzeren Aufenthalt daselbst zu verlocken. Viel erzählte er vom Leben auf den Blöcken, wo der Tag des Morgens mit einem fürchterlichen Fluch begonnen werde, um des Abends mit einem noch fürchter­licheren zu enden. Es hänge alles vom Leiter des Blocks ab, der selbst ein Häftling sei und Blockältester geheißen werde. Der habe alles in der Hand, selbst Tod und Leben seiner Genossen. Sei er anständig, so lasse es sich aushalten, sei er ein Teufel, so mache er den Block zur Hölle.

H

Uns fröstelte bei diesen Berichten, noch mehr aber, als sich eines Tages die Tür auftat und einer von uns abgeholt wurde, nicht in die Freiheit, sondern nach Sachsenhausen. Es war der Matrose aus Rastatt ; die Wärter verrieten es uns noch in der nächsten Stunde, wohin es mit dem armen Jungen gegangen war.

So hermetisch wir abgeschlossen waren von der Welt, so schlug doch die Brandung der Ereignisse an unsern Nachen. Eines Morgens brachte ein Neuer die Nachricht mit, die uns alle erschütterte, den einen mehr, den andern weniger: ,,' s ist Krieg! Heute morgen um 4 Uhr hat Hitler seinen Soldaten den Befehl gegeben, in Polen einzumar­schieren!" Es war der 2. September, auch ohne Kalender

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