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ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

für ihn zum Gebet aufzurufen; und dieses Ziel hätte ich mit der Herausgabe der Karten zu erreichen gesucht. Sie sollten an Martin Niemöller erinnern und zugleich an un­sere Pflicht, in der Fürbitte für ihn einzutreten. Eine po­litische Absicht habe mir ferngelegen. Der Inhalt der Worte, der meilenweit von Politik entfernt wäre, habe das be­wiesen. Warum ich unterlassen hätte, Druckerei und Verlag auf den Karten zu nennen? Auf diese Frage erwiderte ich kurz, daß ich auf Grund des Pressegesetzes mich nicht dazu verpflichtet glaubte. Sie können gehen, ich spreche Sie frei!" war, soweit ich mich erinnere, sein letztes Wort. Ich atmete auf; ich war freigesprochen. Aber ich erlitt ähnlich wie andere, Zehntausende von Freigesprochenen, und ähn­lich wie Martin Niemöller selber eine grausame Ent­täuschung. Draußen wurde ich von einem Wachtmeister in Empfang genommen, der, statt mich in die Freiheit zu führen, mich wieder nach meiner alten Zelle zurückbrachte, wo der Herr mit dem Überzieher meiner wartete und mir milde die unverlangte Auskunft erteilte: ,, Sie haben sich jetzt der Staatspolizei zur Verfügung zu halten!" Was die­ser orakelhafte Ausdruck bedeutete, war mir damals nicht klar, er entstammte den Einspeichelungskünsten der Schlange und war nichts anderes als ein verblümtes Todes­urteil. Das ist mir aber erst nach Jahren deutlich geworden. Meine Mitgefangenen, als sie von dem Freispruch hörten, beglückwünschten mich und machten mir Hoffnung, daß ich nun bald hinauskäme. Meine Befürchtung, daß die Sache für mich in Sachsenhausen enden werde, nannten sie wahnwitzig. ,, Du wirst sehen", sagte der Stubenälteste zu mir ,,, daß du den Sonntag schon in der Turmstraße ver­lebst." Ich ließ mich gern trösten; welcher Mensch wäre solchem Zuspruch unzugänglich? Und war ich nicht wirklich freigesprochen? War das Urteil eines Richters ein Nichts? Kam ich jetzt heraus, so war es sogar noch möglich, die

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