„Selbstverständlich. Halten Sie Fräulein Puhl für wahr- heitsliebend?“
„Meines Wissens hat Fräulein Puhl mich nie ange- logen.“
Fobich sah den jungen Offizier lächeln und glaubte die-'
ses Lächeln erwidern zu sollen. Er bemerkte lächelnd: „Ich muß aber hinzufügen, daß in der Regel nur der Gatte oder der Liebhaber in die Lage kommt, die Wahr- heitsliebe einer Frau genauer kennenzulernen.“
Der junge Offizier lächelte nicht mehr. Er schrieb etwas in seinen Notizblock ein, blickte Fobich prüfend an und sagte:„Fräulein Puhl behauptet, daß Sie mit dem Sub- alternbeamten Rada, der eine Art Schreiber in Ihrem Sekretariat ist, auf Duzfuß stehen. Ist das wahr?” Fobich war auf alles andere als auf diese Frage vorbe- reitet gewesen.
„ES ist richtig“, sagte er.„Rada ist nämlich....“
Der junge Offizier unterbrach ihn.
„Herr Sektionschef”, sagte er,„sagen Sie mir eins: Ist es hierzulande üblich, daß ein hoher Beamter— Sie sind doch wohl nächst dem Minister und dem Präsidialchef der höchste Beamte in Ihrem Ministerium— mit einem kleinen Untergebenen, einem Büroschreiber, auf Duz- fuß steht?“
„Ich wollte das eben aufklären. Rada ist mit mir in die Schule gegangen. Er ist mein alter Schulkamerad. Und er hat mir einmal, vor vierzig Jahren etwa, das Leben gerettet. Ich wäre beinahe in der Moldau ersoffen.“” „Haben Sie ihn deshalb in Ihre Abteilung berufen oder hat er schon vor Ihnen in der Abteilung III gearbeitet?” „Ich habe mich für seine Versetzung in die Abteilung Ill eingesetzt. Aber nicht bloß aus Dankbarkeit. Er ist ein ungemein pflichttreuer, verläßlicher Mensch. Die Ver-
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