Organisation angehörte; überdies hatte er ausgerech- net, wann der Zug die Wärterhäuschen passieren würde, die als Stützen der unterirdischen Organisation in Be- tracht kamen. Er nannte die Nummer jedes Wärterhäus- chens und die Stunde und Minute, zu der sich der Zug an jedem dieser Wärterhäuschen vorbeibewegen würde. Er hatte ein übriges getan und auch ausgerechnet, zu welcher Stunde und Minute der Zug jeden Tunnel pas- sieren würde, der auf der Hauptstrecke lag. ‚Wunderbare Arbeit‘, sagte Musil.
„Von den Tunnels hat Noväk nichts gesagt”, bemerkte Rada.„Es ist mir eingefallen, daß es unter Umständen vorteilhaft sein könnte, den Zug in einem Tunnel ent- gleisen zu lassen. Aber vielleicht ist das ein dummer Einfall.”
Es stellte sich heraus, daß Musil nicht imstande war, die vielen Zahlen und Zeitangaben im Gedächtnis zu behal- ten.„Ich hab schon als Bub fortwährend Unannehm- lichkeiten gehabt, weil ich nicht imstande war, mir etwas zu merken”, sagte er.„Ich merk mir diese Zahlen nicht auswendig, und wenn man mich erschlägt. Selbst wenn ich wüßte, daß Hitler selber in dem Zug sitzt, den wir auf's Korn nehmen, könnte ich mir die vielen Zahlen nicht merken. Ich muß mir alles aufschreiben.“
Er nahm einen Zettel und notierte alle Angaben. „Hoffentlich gelingt alles‘, sagte Rada. „Wissen Sie“, fragte Musil,„wie lang wir eine solche Aktion vorzubereiten pflegen? Wochenlang! Die Ent- gleisung in Karolinenthal haben wir sechs Wochen vor- bereitet. Ich geh jetzt zu Novak und bring ihm diesen Zettel. Es ist möglich, daß ich Novak stundenlang suchen muß, denn er übernachtet bald da, bald dort. Aber selbst wenn ich ihn gleich finde, ist es äußerst unwahrschein-
1350


