Sie hereinkommen? Vielleicht kann ich Ihnen die Auskunft geben."
Rada trat ein. Der Portier führte ihn in ein kleines Zimmer, das verriet, daß es von einem Mann mit stark ausgebildetem Ordnungssinn bewohnt war. In dem Zimmer stand ein Bett; da die Wohnung nur aus diesem Zimmer und einer winzigen Küche, deren Tür offen war, bestand, lebte der Portier augenscheinlich hier allein, ohne Frau, ohne Familie. Auf dem Fensterbrett standen mehrere Blumentöpfe. Auch den Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand, schmückte ein Blumentopf.
,, Nehmen Sie Platz", sagte der Portier. ,, Ich heiße Musil, aber Ihren Namen brauchen Sie mir nicht zu sagen. Ich weiß, daß es keine Unhöflichkeit ist. Falls Sie eine Adresse von mir erfahren wollen, stehe ich gern zu Diensten. Wenn nicht, sind Sie trotzdem willkommen. Ich bin hier allein und arbeite heute nicht mehr. Es ist mir angenehm, Gesellschaft zu haben."
Rada lächelte verlegen und berührte den Blumentopf, der vor ihm stand.
,, Gefällt Ihnen der Kaktus?" fragte der Portier. ,, Ich befasse mich viel mit Pflanzen und Blumen, es ist meine Liebhaberei, mein Steckenpferd. Jeder Mensch muß ein Steckenpferd haben, nicht wahr? Ich hatte jahrelang ein kleines Fleckchen in den Holleschowitzer Schrebergärten. Nicht der Rede wert. Und trotzdem hat es mir immer viel Freude gemacht. Der Kaktus, den Sie hier sehn, ist aber nicht aus meinem Schrebergarten. Seit März neununddreißig ist Schluß mit dem Schrebergarten. Den Kaktus hab ich geschenkt bekommen. Was für ein Steckenpferd haben Sie, wenn ich fragen darf? Oder haben Sie keins?"
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