Nach einer Viertelstunde trat Rada in ein Haustor, weil er fürchtete, daß es auffallen könnte, wenn er länger auf der Straße stünde. Die Gestapo hatte überall ihre Augen. Ein Mann, der auf der Straße stand und war­tete, lief Gefahr, ihr aufzufallen. Er blieb in dem Haus­tor stehen und lugte nach dem Tor des Amtsgebäudes. Um sieben Uhr war Havelka noch immer nicht zu sehen. Aber einige Minuten nach sieben erblickte Rada Beran, der das Amtsgebäude verließ, folgte ihm, redete ihn an und fragte ihn, ob Havelka bald kommen werde.

,, Kommen Sie", sagte der alte Mann ,,, es hat keinen Sinn, daß Sie warten."

Sie gingen stumm. Beran hatte ein bekümmertes Ge­sicht. ,, Arbeitet er länger als bis sieben?" fragte Rada. Beran schüttelte den Kopf und sagte leise: ,, Gedulden Sie sich einen Augenblick. Ich werde Ihnen gleich alles sagen.

Nachdem sie eine stille Seitengasse erreicht hatten, blieb er stehen und flüsterte: ,, Havelka ist vorgestern verhaf­tet worden. Ich weiß nicht, wohin man ihn gebracht hat. Er ist aus seiner Wohnung von der Gestapo abgeholt worden. Seine Frau ist auch verhaftet worden. Mehr weiß ich nicht."

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Rada ging, nachdem er sich von Beran verabschiedet hatte, ziellos weiter. Sein Kopf dröhnte. Er war un­fähig, einen Gedanken zu fassen. Als er die Brücke hin­ter dem tschechischen Nationaltheater erreicht hatte, blieb er stehen. Er hatte sich seiner Wohnung genähert, ohne es zu wollen. Er blickte minutenlang den stillen

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