ihm auferlegt waren, untadelig und vollkommen zu erfüllen. Er fühlte sich in vielleicht übertriebenem Maße für das Wohlergehen seiner Familie und für die Ersprieẞlichkeit seiner amtlichen Tätigkeit verantwortlich. Es war unvermeidlich, daß dieses strenge Pflichtbewußtsein zuweilen in Pedanterie ausartete; aber das ganze Wesen des Mannes, der unbeirrbar seinen bescheidenen Lebenszweck im Auge behielt, machte es selbst seinen spottlustigen Kollegen unmöglich, ihm anders als mit großer Achtung zu begegnen.
Als er zwei Minuten vor acht sein kleines, enges, am Ende eines langen Korridors abgeschieden dämmerndes Amtszimmer betrat, hatte er die wichtigsten Punkte seines Vormittagsprogramms bereits festgesetzt. Er hatte auf dem Weg nicht den fallenden Schnee, nicht die Menschen, nicht den drohenden Ernst in nahezu allen Mienen beachtet, er hatte nichts als die Ziffern gesehen, die er in die Tariftabelle einsetzen wollte. Er begann diese Ziffern zu prüfen, er kämpfte mit ihnen, manche waren falsch und hinterhältig, manche ergaben sich allzu leicht und erwiesen sich dann als Irrlichter; es war eine ermüdende Arbeit, beinahe ein körperliches Ringen. Nach einer Stunde spürte er die Ermattung in allen Gliedern. Er mußte sich eine Rast gönnen. Er blickte auf. Jetzt erst merkte er, daß die drei Kollegen, die mit ihm den Arbeitsraum teilten, verschwunden waren.
Es wunderte ihn. Vor elf pflegte es keine Arbeitspause zu geben. Er runzelte die niedrige Stirn, kehrte aber nach zwei Minuten zu seiner Arbeit zurück. Er wollte sich nicht ablenken lassen. Aber einige Minuten später öffnete Pytlík, der jüngste Kollege, stürmisch die Tür, sprang zum Fenster und riß es auf. Kälte drang ein.
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