GEWITTER ÜBER OSTERREICH

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Überzeugung, wenn anders es eine ist, auch wieder dem Tyran­nen das Wort redet und den Weg ebnet.

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Was die Schuld am ersten Weltkrieg betrifft, so kann ich leider nur bezeugen, daß sie das auf Gedeih und Verderb mit dem wilhelminischen Deutschland verbündete Österreich in hohem Maße belastet. Aber wen in Österreich ? Sicher den ehr­lichen Conrad, sicher den frivolen Berchtold und die österrei­chische Schwerindustrie, die den steirischen Erzberg lange schon umflatterte wie die legendären deutschen Raben den Kyff­ häuser . Die Schuld des alten Kaisers ist vergleichsweise nur eine Schuld letzter Müdigkeit und der allzuvielen Jahre, die ihm aufgebürdet waren. Er unterschrieb die Kriegserklärung nur, nachdem er acht Jahre lang einen in seiner Art heldenmütigen Kampf gegen den Krieg gekämpft hatte. Das freilich ist auch wieder echt österreichisch und war im Jahre 1938, als letztes Glied in dieser Kette- Hitler in Wien einzog, nicht anders. Auch in diesem nähergelegenen Falle war ein mehrjähriger verzweifelter Abwehrkampf gegen den Nazi vorangegangen, mit dem das österreichische Volk in seiner Breite und Tiefe ursprünglich nichts zu schaffen haben wollte. ,, Mißtraue deiner ersten Empfindung, denn sie ist richtig!" hat Talleyrand ge­sagt. Eine witzige Wahrheit, die noch etwas wahrer als wahr in Österreich ist. Dummheiten machen auch andere Völker, aber sie tun, was sie tun, mit leidenschaftlicher Übereilung. Der Österreicher, von einem richtigen Instinkt geleitet, überlegt lange; und tut erst dann, besonnen, nach vernunftgemäßer Überlegung aller Gegengründe, das Falsche.

Unvergeßliche Tage, die jetzt über unser malerisches Alpen­dorf und den fichtenumstandenen See hereinbrachen. Die Welt brannte an allen vier Ecken und die lodernden Abendhimmel,