So naht endlich der Abend heran. Im allgemei­nen ist zeitig, um acht Uhr, Polizeistunde, doch praktisch ziehen sich der Heimweg von der Ar­beit, die Appelle und die Essenverteilung endlos in die Länge, bis 22/2 und 23 Uhr, wenn nicht später.

Die kurzen Stunden, die zum Schlafen be­stimmt sind, bringen keine gründliche Ruhe. In bestimmten Lagern, wie z. B. DORA- GOTHA und anderen ,, Tunneln" sind die Menschen in so engen Zellen zusammengepfercht, daß man nur darin kauern kann. ,, Schlafe , wer kann!" Sogar

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auf den ,, normalen" Pritschen( wenn man sie so

zu nennen wagt), ist es fast unmöglich, sich flach auf dem Rücken auszustrecken. Auf der Seite liegend, eng aneinander gepreßt, kann sich nie­mand rühren, ohne den Nachbarn zu wecken. Manchmal zwingt man die Wehrlosen, sich wie Sardinen zu lagern, um Platz zu gewinnen( den Kopf zu Füßen des Nachbarn), eine Lage, die in vielen Massengräbern angewendet wurde.

Abgesehen von dünnen Strohsäcken, wenn überhaupt vorhanden, dem harten Fußboden und dem Fäulnisgeruch, sind der Mangel an Luft, das ständige Zusammensein mit den Kranken, die tödliche Kälte und das unerträgliche Ungezie­fer, das die Krankheiten von Mann zu Mann verschleppt, die größten Gefahren.

Selbst die letzte Zuflucht des Menschen, der Schlaf, ist gefährdet: der Blockwart ist allmäch­tig, seine ausschweifendste Phantasie ist unge­schriebenes Gesetz. In MAUTHAUSEN erdros­selte einer von ihnen jede Nacht zehn bis fünf­zehn Personen.

Die Sonntage waren nicht überall Ruhetage. Dort, wo sie eingehalten wurden, waren sie oft ,, AUSLESE- TAGE".