Wischt noch nicht ab das Blut an der Mauer, Wischt noch nicht ab den Stein, Fällt ihn noch nicht, den edlen Baum!
Er trägt der Gehenkten Seil.
Leon MOUSSINAC ,, Dernier Automne".
Es diente, nacheinander oder gleichzeitig, verschiedenen Zwecken. Eine Zeitlang war es ausschließlich Ruhelager, und die Gefangenen wurden dort mit gärtnerischen Arbeiten oder anderen Aufgaben beschäftigt. Diese ständigen Arbeiter hatten nur Anrecht auf die halbe Ration. Es war außerdem das Straflager für die franzö sischen Arbeiter in Deutschland . Zahlreiche Kommandos von Gefangenen waren in die verschiedenen Werkstätten bestimmter Rüstungsfabriken, hauptsächlich in die Messerschmittwerke, verteilt.
Der Appell dauerte jeden Tag mindestens von 4.30-5.30. Wie überall gab es auch solche, die endlos waren, So wurden z. B. am 1. Januar 1945 alle Franzosen von 6 bis 17 Uhr aufgestellt. Die 12 Arbeitsstunden verteilten sich von 5.30 bis 12 Uhr und von 13.30-18 Uhr. Diejenigen, welche nicht arbeiteten, mußten noch längere und häufigere Appelle über sich ergehen lassen. Am Morgen wurden Brotkarten verteilt, welche abends bei der Verteilung vorgezeigt
werden mußten. Wenn diese in der Zwischenzeit, während der Arbeit, verloren gingen oder gestohlen wurden, büßte man nicht nur das Brot ein, sondern es gab außerdem noch Stockschläge.
Mit Erhängen wurde bestraft: Fluchtversuche, Diebstahl von Abfällen oder noch geringere Vergehen. Es wurde feierlich vor dem versammelten Lager erhängt.
Die hygienischen Verhältnisse waren kläglich. Jeder Block hatte nur 10 Minuten Zeit, um sich zu säubern. Die Wäsche wurde manchmal nur alle drei Monate gewechselt.
Die unvermeidlichen Folgen waren Epidemien, vor allem Typhus. In diesem Ruhelager, wo die Gefangenen schon in einem sehr schlechten Gesundheitszustand waren, konnten sich die Krankheiten schnell verbreiten. Eine winzige Krankenstation, ohne Medikamente, sollte dagegen aufkommen.
Dachau hatte auch seine Blocks ,, wissenschaftlicher Experimente", wo besonders die menschliche Widerstandsfähigkeit gegen Kälte und atmosphärische Einflüsse ausprobiert wurde.
Die Hungersnot war so groß, daß unter anderem im Block Nr. 30 die Gefangenen die täglichen 30 oder 4° Toten unter ihre Betten versteckten, um deren Rationen entgegen zu nehmen. Andere ließen sie ruhig 2 oder 3 Tage lang neben sich liegen, aus Schwäche oder Gleichgültigkeit. Durch diese schauerlichen Zustände
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